PDA-Sommerinterview (1)

In den nächsten Wochen stehen bei mir die Klausuren ins Haus, was bedeutetet, dass ich nicht so besonders viel Zeit und Lust habe, neue Artikel für mein Weblog zu schreiben. Damit ihr aber trotzdem was zu lesen habt, hab ich mir was einfallen lassen: ich habe einige PDA-Nutzer um ein Interview gebeten. Diese Interviews werde ich nach und nach in den nächsten Wochen veröffentlichen. Damit gibt es hier auch im “Sommerloch” regelmäßig neuen Lesestoff.

Den Anfang macht Oliver aka OWL, der in seinem virtuellen PDA-Museum über seine PDA-Sammelleidenschaft bloggt.

Wie lange nutzt du schon PDAs/Smartphones?

Kommt auf die Definition an. Wenn man’s weit faßt und Taschencomputer mitrechnet (auf denen hab’ ich anfangs auch meine Termine etc.pp in selbstprogammierten “PIM”-Anwendungen verwaltet) dann war das so ca. 1986/1987 (Casio PB-1000). Wenn’s ein klassischer PDA sein soll, dann war das viel später irgendwo in den ’90ern (Apple Newton). Das erste Smartphone (Alcatel One-Touch-Com) hatte ich erst ca. 1999/2000.

Welche PDAs/Smartphones hattest/hast du in deinem Besitz?

Das sind aktuell 87 Stück, soll ich die wirklich alle aufzählen? Die Gerätschaften, die ich nur mal ein paar Tage ausprobiert habe, nicht mitgerechnet.

Zu welchen davon hattest/hast du ein “besonderes” Verhältnis?

PB-1000: War mein erster Taschencomputer, sauteuer, hat mich durch etliche Prüfungen und Klausuren gebracht. Auf dem Ding konnte ich Basic und Assembler quasi im Schlaf programmieren.

HP 95LX: Das war einer der besten Handhelds, die ich je benutzt habe. Dürfte wohl der am längsten benutzte Rechner meiner Sammlung sein. Newton: Mein erster Computer, der nur mit einem Stylus bedient wird. Die Philosophie hinter dem NewtonOS hat mich damals wie heute fasziniert.

Palm T|T3: Aktuell der beste Palm, den ich mir für mich vorstellen kann

Was hat dich damals dazu bewogen, deinen ersten PDA/dein erstes Smartphone zu kaufen?

Ich war schon immer ein Computerfanatiker und irgendwann haben die “hosentaschentauglichen Computer” angefangen, mich mehr zu interessieren, als meine großen Rechner zuhause. Als ich dann den ersten hatte, war ich der Idee verfallen. Programme und Daten immer dabeizuhaben war 1987 eine vollkommen irre Idee ;-)

Wozu nutzt du deinen PDA/dein Smartphone heute hauptsächlich?

Mja, von der täglichen Nutzungsdauer her ist mein T3 hauptberuflicher mp3-Player auf den Fahrten von und zur Arbeit. Zweiter Hauptnutzen ist meine ständig aktualisierte Sammlung von Online-Magazinen (Bildblog, Spiegel Online, Heise, Golem, Die Zeit etc.pp). Daneben ist der Palm mein Haupt-Terminkalender, meine Adressliste, mein Notizblock – Ich synce zwar zuhause mit Outlook, das ist aber praktisch nur ein Backup meiner Palm-Datenbanken… Ansonsten natürlich die ganzen Sachen, die kein Mensch braucht, aber doch benutzt – weil es halt geht: Filmchen gucken, Bilder speichern, mal ein bißchen Internet, ein paar Spiele.

Wie sehr hat sich dein Nutzungsverhalten seit den Anfängen verändert?

Die Anfänge waren eher bescheiden und an Fähigkeiten der entsprechenden Geräte angepaßt. Natürlich ist jede PDA-Generation leistungsfähiger geworden, was wiederum Anwendungen ermöglicht hat, die man vorher nie gebraucht hat aber plötzlich nicht mehr missen will ;-) Ich z.B. habe mich (nach ein paar teuren Debakeln mit WinCE-Kisten) lange gegen Farbdisplays gewehrt. Mittlerweile würde ich aber keinen monochromen PDA als Hauptgerät mehr haben wollen. Die grundsätzliche Nutzung ist gleichgeblieben, es kommen aber halt immer mehr Sachen dazu, die man auf dem Palm macht, weil es eben geht.

Welche PDA-Software ist für dich “must have”?

DateBk, Isilo, Doc2Go, TCPMP, der RescoViewer, Pockettunes, Netfront, der Picselbrowser und (mittlerweile nicht mehr so dringend) PalmPDF

Auf welches Zubehör möchtest du nicht mehr verzichten?

Auf eine Tastatur (aktuell die neue IR-Tastatur von Palm) und einen GPS-Empfänger (ein frisierter Magellan vom m500)

Hast du in Zusammenhang mit PDAs/Smartphones schon einmal ein besonders lustiges, unangenehmes oder sonstwie ungewöhnliches Erlebnis gehabt?

Mein unangenehmstes Erlebnis war vermutlich, als ich meinen damaligen Lieblings Handheld (HP 95 LX) ganz elegant neben meine Hosentasche gesteckt habe und ich mit gebrochenem Display vom Boden aufsammeln mußte :-( Achja, als mir an meinem Psion 5mx Pro das Displaykabel gebrochen ist, war ein paar Tage Staatstrauer :-(

Hast du Erfahrungen mit verschiedenen mobilen Betriebssystemen gemacht? Wenn ja, welches ist dein persönliches “Lieblings-OS”?

Benutzt hab’ ich praktisch alles, was es an mobilen Betriebssystemen gibt, viele waren gut oder hatten gute Ideen, einige waren wirklich
grottenschlecht. Mein Lieblings-OS war lange das des Newton; nachdem ich mich (nach anfangs vehementem Sträuben) mit PalmOS eingelassen habe und mich mittlerweile sehr intensiv damit befaßt habe, ist PalmOS meine Nr.1.

Nutzt du ausser deinem PDA/Smartphone noch andere mobile Geräte wie iPod, PSP…?

Außer Handy, WristPDA und gelegentlich meinem Backup-T3 benutze ich eigentlich nix mitnehmbares.

Wie siehst du die nächsten 5 Jahre am PDA- und Smartphone-Markt? Wohin wird er sich entwickeln? Welche Technologien werden auf uns zukommen?

Ich will hier nicht schon wieder mit der Schwarzmalerei anfangen, aber in 5 Jahren wird’s nur noch ein mobiles OS geben…. Und das wird höchstwahrscheinlich aus Redmond kommen. Der Rest wird (wenn überhaupt) nur noch ein Nischendasein fristen.

Die Teile werden kleiner und leistungsfähiger, bis sie es schlußendlich mit den Desktop-Geräten aufnehmen können. Fortschreitende Miniaturisierung und neue Displaytechniken (z.B. Epyrus) werden ungeahnte Möglichkeiten eröffnen. Das dauert vielleicht länger als 5 Jahre, aber wir werden es noch erleben, daß es PDAs in Form einer Zigarrenröhre geben wird, bei denen das Display gefaltet oder aufgerollt ist.

Wenn du deinen Traum-PDA/-Smartphone zusammenstellen könntest: Wie würde das Gerät aussehen (die technische Realisierbarkeit mal aussen vor gelassen)?

Halbwegs realistisch: ein dünner Treo ohne Antenne mit Slider und Hires+-Display. Dazu viel (flüchtiges!) Ram, sehr viel Flash-Ram, BT, WLAN, UMTS, GPS… Abe trotzdem vernünftige Akkulaufzeiten. Total abgehoben: Viele Leute nennen ihren Palm “dritte Hirnhälfte”…. Warum also nicht implantieren? Spart Bauteile (Akku, Display, Lautsprecher), das Interface wäre wirklich intuitiv zu bedienen und man hat den PDA immer dabei ;-)

Gibt es etwas, das du uns noch sagen möchtest?

Wenn ich für diese Befragung mal meine “PDA-Karriere” reflektiere, erstaunt es mich schon, daß ich “früher” oft jahrelang mit einem PDA/Handheld glücklich war, bevor es mich weitergetrieben hat. In den letzen Jahren hat sich diese Spirale immer schneller und schneller gedreht: Immer besser, schneller, weiter, bunter. Dabei mache ich mir schon lange nicht mehr die Mühe, einen PDA bis ins allerletzte auszureizen. Beim ersten ernsthaften Problem habe ich über Jahre nicht nach einer (evtl. mühseligen) Lösung gesucht sondern gleich nach einem neuen Gerät Ausschau gehalten :- Erst jetzt bin ich bei einem (nicht optimalen, aber) sehr guten PDA angelangt und komme ein bißchen zur Ruhe… Naja, das macht vielleicht auch das Alter, man wird toleranter gegen kleine Macken :-)

Ich sage vielen Dank für das Interview!

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